»Viele Anleger suchen Aktien, die Sicherheit und Renditechancen verbinden«

Dienstag, 11. Oktober 2016Lesezeit: 4 Minuten

 

Stephan Bauer

Stellvertretender Chefredakteur von Euro am Sonntag.

Der Diplom-Volkswirt begann seine journalistische Laufbahn im Frühjahr 1998 als Redakteur beim Wochentitel «Geldzeitung», der von Axel Springer herausgegeben wurde. Im Oktober 1998 startete Bauer, der sich bereits während des Studiums mit Geldanlagen und Aktien befasst hatte, bei der wöchentlich erscheinenden Finanzzeitung Euro am Sonntag. Ab September 2012 leitete der Ökonom das Ressort «Börse & Unter nehmen» der Zentralredaktion des Münchner Finanzen Verlages, einem der führenden Wirtschaftsverlage Deutschlands. Seit Juli 2016 ist der 50-Jährige stellvertretender Chefredakteur von Euro am Sonntag.

 

Vom Finanzjournalismus zur Finanzanalyse. Wie kam es dazu?

Als Wirtschaftsjournalist beschäftigt man sich eingehend mit Unternehmen und mit Bilanzanalyse. Ein wichtiger Teil der redaktionellen Arbeit bei €uro am Sonntag war es aber schon immer, qualitativ gute Aktienempfehlungen zu geben und Investmentideen zu entwickeln, die über das Tagesgeschehen an den Märkten hinausgehen. Aus dem Dialog mit unseren Lesern wissen wir, dass viele Anleger Aktien suchen, die Sicherheit und Renditechance verbinden. Mit den »Qualitätsaktien« ist es uns, denke ich, gelungen, eine Methode zu entwickeln, mit der man solche Werte findet.

 

An welchen Vorbildern und Anlagestrategien haben Sie sich orientiert?

Im Mittelpunkt steht nachhaltiges Dividendenwachstum. Es ist das härteste Kriterium, weil die Dividende echtes Geld ist, das aus dem Unternehmen fließt. Die wenigsten Firmen schaffen es, ihre Ausschüttungen regelmäßig zu steigern. Die Idee ist im weitesten Sinne also ein Dividenden- oder Substanzwerteansatz. Aber wir hatten dabei ein ehrgeiziges Ziel: Wir wollten die besten Aktien der Welt finden.

 

Was machen die Unternehmen, die sich für diese Strategie qualifizieren, besser als andere?

Sie haben nachhaltige Geschäftsmodelle und sind deshalb in der Lage, ihre Ausschüttungen regelmäßig zu steigern. Sie sind in Branchen und Industrien tätig, die tendenziell weniger konjunktursensibel sind, haben Eigenschaften wie starke Marken oder Vertriebssysteme, die ihnen zu einer herausragenden Marktstellung verhelfen. Titel aus dem Konsumgütersektor schafften es bereits unter die Qualitätsaktien, Klassiker wie Coca-Cola oder Nestlé beispielsweise, aber auch Werte aus dem Gesundheits-bereich wie Johnson & Johnson, die sich auch in der aktuellen Auswahl finden. Auch überraschende Titel sind darunter, der US-Industriekonzern Genuine Parts etwa, dem die größte Autowerkstattkette in den USA gehört. Das Unternehmen erzielt regelmäßig hohe Cash Zuflüsse und erhöht seit fast 60 Jahren die Dividende.

 

Nachhaltige Dividenden- oder Valuestrategien gibt es viele. Was macht Ihre so besonders?

Wir wollten mit unseren Kriterien sicherstellen, dass Anleger mit den Aktien zugleich überproportionale Rendite einfahren und ein vergleichsweise geringes Risiko eingehen. Die Methode ist wirklich ein Stresstest – die Aktien müssen über zehn Jahre hinweg ihren Vergleichsindex geschlagen haben und dabei weniger stark schwanken als der Index, also ein kleineres Beta ausweisen. Um Value-Werte im engeren Sinne handelt es sich nicht, die Aktien haben oft eine etwas höhere Bewertung. Dafür haben wir auch hohe Ansprüche an die Bilanz, etwa was Verschuldungsgrad oder die Eigenkapitalrendite betrifft; Letztere beispielsweise muss mindestens prozentual zweistellig sein.

Themeninvestments

»Euro am Sonntag«-Qualitätsaktien investierbar

Ein auf soliden Bilanz- und Börsenkennzahlen basierendes strategisches und diversifiziertes Aktieninvestment. Das erfolgreiche »Volksaktienportfolio« der €uro am Sonntag-Redaktion wird investierbar.

Sie sind der Erfinder der Anlageidee. Welche Erfolgsbilanz ziehen Sie bislang?

Einen »Erfinder« gibt es nicht, wir haben den Ansatz im Börsenteam von Euro am Sonntag entwickelt. Eine Erfolgsbilanz gibt es allerdings schon: Wir haben in drei auf-ein-anderfolgenden Jahren überdurchschnittliche Renditen erzielt. Wir sind überzeugt, dass die Idee auch längerfristig funktioniert.

 

Zum Zertifikat von Vontobel. Wie äußert sich die Attraktivität der abgebildeten Strategie?

In einer überproportionalen Wertentwicklung auch in schwierigen Börsenphasen – dafür sprechen jedenfalls unsere bisherigen Erfah-rungen. Als Index-Zertifikat wird das Produkt den Euro am Sonntag Qualitätsaktien Index eins zu eins abbilden. Den Index haben wir gemeinsam mit Solactive entwickelt, erstmals werden unsere Kategorien darin in einem Ranking umgesetzt.

 

Was spricht derzeit für eine Anlage in das Zertifikat?

Wir haben eine komplexe Situation an den Märkten. Das Wachstum in den Schwellenländern wird tendenziell etwas schwächer, in Europa hemmt der Brexit viele Investitionsentscheidungen und dämpft die Konjunkturaussichten. Unternehmen mit grundsoliden Geschäftsmodellen, die zudem mehrheitlich aus den vergleichsweise konjunkturstabilen USA kommen, sind da grundsätzlich eine gute Wahl. Wenn man die besten Aktien hat, ist es natürlich umso besser.

 

derinews: Eine Frage zu Ihrer Übernahme durch Midea. Was macht Sie so begehrt?

KUKA steht für Innovation in der Automatisierung und richtet seinen Fokus auf gesamtheitliche Lösungen. Automatisierung ist ein Trend, Robotik ebenso. Da China ebenfalls massiv in diese Bereiche investiert bzw. investieren muss, ist ein Automation Powerhouse wie KUKA per se sehr attraktiv. Mit seinem Industrie-4.0-Programm, der mobilen Robotik, Mensch-Roboter-Kollaboration und hochflexiblen Anlagenkonzepten beweist KUKA Innovationsführerschaft sowie Weitsicht für heutige und künftige Automatisierungsthemen. Dass wir auch für «German Engineering» stehen, macht uns sicherlich zusätzlich interessant. KUKA wird sich mit Midea hervorragend im chinesischen Wachstumsmarkt positionieren.

 

Für welchen Anlegertyp könnte sich die Strategie eignen?

Wir sehen das Produkt als Basisinvestment im Bereich Aktien. Anlegern mit einem langfristigen Anlagehorizont verspricht es eine überdurchschnittliche Rendite. Es eignet sich deshalb zum Vermögensaufbau, denn es geht hier ausschließlich um Unternehmen, die bewiesen haben, dass sie auch ernste Krisen problemlos überstehen können. Für Menschen wie mich um die 50 ist das Zertifikat aber ebenso geeignet. Schließlich haben wir bei der Konzeption der Kriterien darauf geachtet, dass die ausgewählten Werte stabiler sind und weniger schwanken als der breite Markt

 

Was sollten Investoren beachten?

Da viele ausländische Titel im Index sind, spielt natürlich die Währungsentwicklung eine Rolle. Wird der Euro stärker etwa zum Dollar oder zum britischen Pfund, dämpft dies die Entwicklung. Das Gegenteil ist der Fall, wenn der Euro schwächer wird.

 

24.03.2023 04:28:35

 
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