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Bonus-Zertifikate im Praxistest

8. Juli 2015 | 3 Minuten zu lesen
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Ein Gastbeitrag von Benjamin Feingold

Bonus-Zertifikate im Praxistest

Ein Gastbeitrag von Benjamin Feingold

Die Angst geht um

Auch wenn Griechenland nur ein kleines Land in der Euro-Zone ist, entfaltet seine Schuldenkrise eine große Wirkung. Fast stündlich bewegt der DAX® sich zu positiven oder negativen Nachrichten um eine Einigung im Schuldenstreit mit den Gläubigern. Investoren befürchten, dass auch Länder wie Portugal und Spanien von der griechischen Malaise angesteckt werden und ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Die Risikoprämien für Anleihen aus diesen Ländern sind zuletzt deutlich gestiegen. Anleger, die sich daher nur vorsichtig am Aktienmarkt engagieren wollen, aber auch keinen Crash an den Aktienmärkten erwarten, könnten mit Bonus-Zertifikaten einen vorsichtigen Einstieg wagen.

Zwei Schwellen entscheidend

Denn Bonus-Zertifikate bieten im Vergleich zu einem Direktinvestment eine Barriere, die vor moderaten Kursrückgängen schützt. Zwei Kursschwellen bestimmen die Wertentwicklung dieser Zertifikate maßgeblich. Einerseits die Barriere, die bei Emission unterhalb des aktuellen Basiswertkurses liegt. Die andere bedeutende Schwelle ist der Bonuslevel, der mindestens ausgezahlt wird, sollte das Barriereniveau nie verletzt werden. Steigt der Basiswert über den Bonuslevel hinaus, partizipiert der Anleger mit einem Bonus- Zertifikat 1 : 1 an weiter steigenden Kursen. Bei sogenannten Bonus Cap-Zertifikaten ist die Maximalauszahlung auf den Bonuslevel bzw. den Cap begrenzt. Wird die Barriere dagegen berührt oder unterschritten, verfällt der Anspruch auf Auszahlung des Bonuslevels. Die Auszahlung am Laufzeitende richtet sich dann einzig nach der Wertentwicklung des Basiswerts mit allen Gewinn- aber auch Verlustmöglichkeiten. Im schlimmsten Fall kann ein Totalverlust entstehen.

Ein Beispiel: Ein Bonus Cap-Zertifikat, das einen Bonuslevel und einen Cap bei 11.600 Punkten und eine Barriere bei 8.800 Punkten hat, ist durch die relativ niedrige Barriere eher leicht defensiv ausgerichtet. Anhand der Ausstattungsmerkmale wird deutlich, dass Bonus Cap-Zertifikate ihre Stärken in Seitwärtsphasen ausspielen. Bei kräftigen Kursanstiegen über den Cap hinaus wären Anleger mit einem Direktinvestment besser gestellt und bei stark fallenden Kursen bis unter die Barriere ist eine komplette Absicherung oder ein Verkauf vorteilhafter. Doch warum erwerben Anleger Bonus Cap-Zertifikate, obwohl diese Papiere nur die zweitbeste Lösung zu sein scheinen?

Einerseits lassen sich die Marktbewegungen nicht mit Sicherheit vorhersagen und so stellen Bonus-Zertifikate immer eine Art Kompromiss zwischen Absicherung und Partizipationschance dar. Andererseits entwickeln sich Aktienmärkte häufig seitwärts mit leichten Schwankungen nach oben wie unten, was sich positiv auf die Entwicklung von Bonus- Zertifikaten auswirken kann. Die Erwartungen an ein solches Chance-Risiko-Profil könnten sich auch während der Laufzeit erfüllen, wie man an der Entwicklung eine beispielhaften Bonus Cap-Zertifikats sieht. Dazu blicken wir auf die verschiedenen Marktphasen.

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DAX® Bonus Cap-Zertifikate im Test

Mit dem Kursanstieg im DAX® bis Mitte März hat sich das Bonus Cap-Zertifikat positiv entwickelt, auch wenn der Anstieg schwächer ausfiel als beim DAX® selbst. Da die Gewinnchancen bei einem Bonus Cap-Zertifikat begrenzt sind, partizipieren diese Papiere während der Laufzeit häufig schwächer von einem Kursanstieg als der Basiswert. Dafür erfüllte die Teilabsicherung beim anschließenden Kursrückgang ihre Funktion. Der Kursrückgang im DAX® seit Mitte April geht fast spurlos an dem Papier vorüber. So hat der DAX® von Mitte April bis Anfang Juni deutlich an Wert eingebüßt, während das beispielhafte Bonuspapier 2% verloren hat.

Der DAX® fiel in diesem Zeitraum auf rund 11.000 Punkte und war noch weit genug von der Barriere bei 8.800 Punkten entfernt, sodass die Gefahr einer Barrierenverletzung noch nicht signifikant angestiegen ist. Nähert sich der Basiswert allerdings der Barriere von 8.800 Punkten stärker an, hätte das Bonuspapier stärker verloren, weil die Wahrscheinlichkeit für eine Barrierenverletzung zunimmt und die Absicherung dann verloren wäre.

Daher hat ein weiteres beispielhaftes DAX® Bonus Cap-Zertifikat mit einer Barriere bei 10.400 Punkten deutlich mehr verloren als das zuerst genannte Papier mit einer Barriere von 8.800 Punkten. Das offensivere Papier mit der höheren Barriere (und identischer Laufzeit) wurde Anfang April 2015 emittiert und hat die Abwärtsbewegung bis Anfang Juni fast vollständig mitgemacht, allerdings schwächer als der DAX®. Das Papier hat nur rund 6 % verloren. Auch die Schwankungen in der Preisentwicklung sind größer als bei dem zuerst genannten defensiven Papier. Bei der Kurserholung Mitte/Ende Juni hat das Bonus Cap-Zertifikat seine Verluste fast ganz wieder aufgeholt. Der DAX® blieb trotz Anstieg stärker im Minus.

Volatilität und Aufgeld beachten

An diesem Beispiel wird auch der Einfluss der Volatilität gut sichtbar. Aufgrund der anhaltenden Schuldenkrise in Griechenland stieg die Volatilität im Juni deutlich an und hatte mit dazu beigetragen, dass dieses Papier an Wert verloren hat. Denn mit einer zunehmenden Volatilität nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Barriere verletzt wird. Dieser Einfluss ist umso stärker, je näher die Barriere kommt und je geringer die Laufzeit wird. Diese Volatilitätsentwicklung bietet für Neueinsteiger aber auch eine Chance, weil Bonus Cap-Zertifikate bei einer hohen Volatilität günstiger werden.

Allerdings sollten Anleger bei der Auswahl neben den Einflussfaktoren immer auch das Chance-Risiko-Profil beachten. Manche Papiere bieten eine Renditechance von 12 % bis zur Fälligkeit im November 2015 an bei einem Abstand zur Barriere von 7,1 %. Zur Bewertung der Papiere zählt auch das Aufgeld, also ob das Papier teurer oder günstiger ist als der Basiswert. Denn sollte es tatsächlich zu einem Bruch der Barriere kommen, wäre das Aufgeld verloren, weil am Laufzeitende nur die Entwicklung des Basiswerts entscheidend für die Auszahlung ist. Anleger sollten beachten, dass bei einer Investition in diese Produkte keine laufenden Erträge anfallen. Die Produkte sind nicht kapitalgeschützt, im ungünstigsten Fall ist ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten bzw. des Garanten droht dem Anleger ein Geldverlust. Anleger sollten in jedem Fall beachten, dass vergangene Wertentwicklungen und/oder Analystenmeinungen kein hinreichender Indikator für künftige Wertentwicklungen sind.